Monatsspruch Februar: Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit. (2.Tim 3,16)

Es hört sich für mich ein bisschen autoritär-pädagogisch an, wie hier mit der biblischen Tradition umgegangen wird. Da gefällt mir das jüdische Verständnis von Lernen besser.
Der Alttestamentler Jürgen Ebach findet eine schöne Illustration für das Lernen in den Buchstaben der hebräischen Schrift. Quadratschrift heißt sie, weil jeder Konsonant in ein quadratisches Kästchen eingezeichnet werden könnte. Jeder Buchstabe grenzt an die Ränder des Kästchens. Nur eine Ausnahme gibt es: das Lamed, L. Es kommt vom Verb lamad, lernen. Dieser Buchstabe ist der Einzige, der ein wenig über das gedachte Quadrat hinaus geht. Das ist sprechend: Lernen heißt, ein wenig über das Vorgegebene hinaus zu gehen.
Aber eben nur ein wenig. Glaube braucht das Lernen. Keine Einsichten ohne die biblische Überlieferung und ohne das, was andere vor und neben uns denken. Lernen braucht Begegnung und Austausch. Und zum Lernen gehört die Aktualisierung. Die Anwendung auf aktuelle Fragen. Aus dem Lernen kann Hoffnung wachsen auch für neue Perspektiven und Lösungen.
Francisco Goya, der spanische Maler, skizziert sich in einer Zeichnung als Greis mit Gehstock.
„Aun aprendo“, schreibt er daneben. „Ich lerne noch“.

Ihre Pfarrerin Andrea Luiking

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