Das Pauluskirchen-Geläut - wussten Sie, welche Botschaften mit unseren Glocken erklingen?

Eine kurze Geschichte der Pauluskirchen-Glocken (Pfr. Peter Heiter)

Im Zuge der Erneuerung der Glockenklöppel habe ich Nachforschungen zu den Glocken der Pauluskirche angestellt – eine berührende Geschichte von Fülle, Verlust, Erneuerung, Tradition und Resonanz.

Die drei Glocken, die aktuell zwischen den beiden Türmen der Pauluskirche erklingen, stammen aus dem Jahr 1955. Das ur- sprüngliche Geläut der damaligen Garnisonskirche seit 1910 war wesentlich volltönender: Vier Glocken hatte Theodor Fischer 1909 gießen lassen - ein imposantes Geläut, das Theodor Fischer den vier Evangelisten zugeordnet hatte mit besonderen Schriftzügen und Symbolen auf den Glocken. In der Tonstimmung lagen die Glocken zwischen c‘ d‘ e‘ g‘ und des‘ es‘ f‘ as‘. Es war ein besonders reines Geläut von hoher Wertigkeit, weshalb die Glocken im 1. Weltkrieg von der Ablieferung verschont blieben. Die kleinste Glocke wurde zwar 1918 für kurze Zeit eingezogen, kam dann aber doch wieder an den alten Platz zurück, ohne eingeschmolzen zu werden. Im 2. Weltkrieg ging es den Glocken ähnlich wie vielen Menschen: Die drei Größeren wurden eingezogen und kehrten nicht wieder zurück, nur die Kleinste blieb. 1955 wurden die drei neuen Glocken gegossen und erklingen bis heute. Was mit der kleinsten Glocke des ursprünglichen Geläuts, mutmaßlich dem Evangelisten Johannes zugedacht, geschehen ist, ist nicht bekannt. Sie läutete als einzige, als das Kirchengebäude am 11. September 1946 auf Beschluss des Ulmer Gesamtkirchengemeinderates in „Pauluskirche“ umbenannt wurde. Es ist zu vermuten, dass sie für den Glockenguss der drei Glocken von 1955 eingeschmolzen wurde – in Verkennung ihres hohen historischen und qualitativen Wertes. In diesem Fall klingt bis heute immer noch ein Stück vom Originalgeläut mit. Entsprechend den beiden Säulen, die das Eingangsportal der Pauluskirche rahmen, auf denen links Paulus und rechts Johannes stehen, gäbe es neben der architektonischen und theologischen auch eine klangliche Resonanz „Paulus-Johannes“ bis heute.

Die Glocke zwei, die größte (mit der Stimmung es‘), ist die Betglocke. Sie ruft mit der Inschrift „Halte an am Gebet“ (Rö 12,12)
Die Glocke drei, die mittlere (Stimmung f‘) ist die Kreuzglocke mit der Inschrift „Das Wort vom Kreuz ist eine Gotteskraft“ (1. Kor 1,18)
Die Glocke vier, die kleinste (Stimmung g‘), ruft als Taufglocke mit der Botschaft „Ein Herr und ein Glaube und eine Taufe“ (Eph 4,5)
Der Platz für Glocke eins ist seit 1955 leer – immer wieder gab es Pläne, eine große Glocke eins, Stimmung c‘, anzuschaffen. Sie liegen aber seit Ende der 70er Jahre auf Eis.

Nach wie vor freuen wir uns über Unterstützerinnen und Unterstützer für die neuen Glockenklöppel
Sparkasse Ulm,
IBAN: DE61 6305 0000 0000 0121 60,
BIC: SOLADES1ULM
Stichwort „Glocken“

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