„Ich war krank und ihr habt mich besucht“ (Mt25,36)
Als gegen Ende des Gottesdienstes rund 1200 Gottesdienstbesucher und Fans des SSV in die Hymne einstimmen und sangen: "Ulmer Spatzen - SSV!", war das für viele ein Gänsehaut-Moment. Zuvor hatten der evangelische Dekan Dr. Torsten Krannich und der katholische Dekan Ulrich Kloos der Mannschaft und dem Trainerstab des SSV Ulm 1846 einen Segen für die Saison zugesprochen.
Wie kam es zu diesem ersten „SSV-Gottesdienst“?
Im März 2025 kam die Vereinsführung des SSV auf Dekan Krannich zu mit der Anfrage, ähnlich wie in Köln einen Segnungsgottesdienst zum Saisonauftakt im Ulmer Münster zu feiern. Eine Motivation dafür lag sicher auch in den Erfahrungen der letzten Saison, wo nach so vielen Aufstiegen und Erfolgen der Traum vom Klassenerhalt am Ende doch geplatzt ist. Nach einer Überlegungsphase und ersten Abstimmungen zum Termin war klar, dass es im Rahmen des Schwörwochenendes direkt vor dem ersten Spiel des Saison-Auftakts diesen besonderen Gottesdienst geben wird.
Und die Freude aller Beteiligten war groß, als dann am Samstag, 19. Juli um 12:00 Uhr die Mannschaft mit Dekan Krannich und Dekan Kloos und Pfarrer Heiter ins Ulmer Münster einzog unter den Klängen von „We are the champions“, das Siegfried Gemeiner der Münster-Orgel entlockte.
Gemeinsamkeiten von Kirche und Fußball
Immer wieder kam im Gottesdienst die Verbindung von Kirche und Fußball zur Sprache: „Fußball und Kirche - beides geht nur im Team und im Vertrauen zueinander“, sagte Dekan Krannich. Und bei beiden gebe es einen festgelegten Ablauf: „im Stadion heißt es Choreografie, in der Kirche Liturgie“.
Und auch SSV-Geschäftsführer Markus Thiele betonte die Gemeinsamkeiten: Bei beiden gehe es etwa um Abstieg und Wiederauferstehung. Und beim Nachlesen hätte er festgestellt, dass die Geschichte von „David und Goliath“ gar nicht aus dem DFB-Pokal, sondern aus dem Alten Testament stammte.
Zuspiele, die den Raum öffnen
In der Predigt berichtete Pfarrer Peter Heiter von einer Spielsituation im damals traditionellen Tübinger Fußball-Duell zwischen den beiden Theologie-Studienhäusern „Evangelisches Stift“ und „Albrecht-Bengel-Haus“. Dabei ging es um den klugen Diagonal-Pass, der auch durch massive Abwehrketten neue Räume öffnet. Solche Zuspiele gebe es im Zusammenleben zwischen Menschen, aber auch Gott „stellt meine Füße auf weiten Raum“ (Psalm 31,9).
Gemeinschaft und Teamgeist
Dass die weiten Räume eine „runde Gemeinschaft“ zum Ziel haben, das veranschaulichte Pfarrer Heiter mit dem Drittliga-Spielball, der auch auf die Münster-Kanzel durfte.
Insgesamt war der Gottesdienst selbst ein Beispiel für eine „runde Sache“ im Zusammenspiel mit Geistlichen, Vereinsvertretern, auch bei den Fürbitten, und Muszierenden: neben Siegfried Gemeiner ließ Tom Schlotter mit Jennifer Engels die Vereinshymne erklingen.
„Alles ist an Gottes Segen gelegen“
Weil es am Nachmittag dann beim Saisonauftaktspiel einen 3:0-Sieg des SSV gegen den FC Zürich gab, könnte man der Versuchung erliegen, das in gerader Linie auf die Segnung zuvor zurückzuführen. Doch steht dem entgegen, dass sich Gottes Segen gerade auch am Umgang mit Niederlagen und Abstiegen zeigt.
Wir sind gespannt, was die neue Saison bringt und wünschen dem SSV Ulm 1846 an den Höhepunkten und den Tiefpunkten das segensreiche Zuspiel Gottes, der unsere Füße auf weiten Raum stellt.
Pfarrer Peter Heiter