endlich leben

Was brauchen wir, was brauche ich, um gut leben zu können? Genuss allein greift zu kurz, wenn mich die Erfahrungen der Verletzichkeit und Endlichkeit erreichen.
Das Haus der Begegnung hat sein gesamtes Semesterprogramm dem Thema endlich leben gewidmet. In Kooperation mit dem Hospiz Ulm und der Klinikseelsorge wollen wir Stärkendes für Situationen von Abschied und Tod weitergeben. In Workshops im HdB-Programm werden wir gleichzeitig die Lebenskraft durch Humor und Tanz als Energiequellen für Lebensfreude stärken.
Das Thema des Novembergemeindebriefs kann auch mit einem Ausrufezeichen gelesen werden:
endlich leben!
Viele Menschen verstehen heute gutes Leben nur als maximale, selbstbestimmte Freiheit. Das wird im Alter schwieriger, erst recht beim Sterben. Der Theologe Traugott Roser macht sich deshalb für ein Verständnis „relationaler Autonomie“ stark. Er macht deutlich: wir existieren immer in Bezügen zu anderen. Unsere Lebensqualität wächst, wenn wir unsere Beziehungen und Bezüge als Teil unseres Lebens annehmen und bewusst gestalten. Sein
neuestes Buch „(Un-)Endlich leben. Theologie im Dialog mit Philosophie, Pädagogik und Therapeutik“ stellen wir am 02.02. im HdB vor. Dort können Sie mit ihm ins Gespräch kommen.
Angesichts der Gefährdungen, die uns in der Gegenwart umgeben, fragen viele nach Lebenskunst. Nach der Möglichkeit, das Leben gut zu leben und bewusst wahrzunehmen. Kann man vielleicht gerade durch das Wissen, dass wir selbst und die Ressourcen der Erde endlich sind, gut leben? Bei mir merke ich: Wenn ich an meine begrenzte Lebenszeit erinnert werde, wächst meine Freude an ganz konkreten Dingen. Ich genieße die Schönheit in der Natur, in Ästhetik und Kunst intensiver. Und gutes Essen und Freundschaft! Endlich zu sein relativiert mich auch wohltuend. Im Nachdenken über Lebenszeit, Möglichkeiten und Begrenzungen finden die, die für Glaubensweisheit offen sind gute Perspektiven. „Sorgt euch nicht um euer eigenes Leben!“ (Mt 6,25) sagt Jesus in der Bergpredigt. Der Einsatz für das Reich Gottes verringert die Sorge, im eigenen Leben nicht alles ausleben zu können, was theoretisch möglich wäre.
Viele Engagierte in unseren Kirchengemeinden wissen etwas von dieser Befreiung für andere, die das Leben erfüllt. Wenn Sie diese Ausgabe von ulm.evangelisch durchblättern, erhalten Sie einen Eindruck vom vielfältigen Engagement, das in den Kirchengemeinden gelebt wird.Wir freuen uns, Sie an der einen oder anderen Stelle zu treffen.

Ihre
Andrea Luiking, Pfarrerin
Leiterin Haus der Begegnung

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