Andacht zum Monatsspruch Oktober: „Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euchselbst.“ (Jak 1,22)
„Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht dieser Welt verändern.“ So lautet ein afrikanisches Sprichwort. Im Religionsunterricht oder im Familien- und Kindergottesdienst singen wir dazu ganz oft das entsprechende Lied. Ich entschuldige mich jetzt schon bei allen, denen ich allein mit den ersten Worten dieser Andacht einen grandiosen Ohrwurm verpasst habe. Im Erntedankgottesdienst am 8. Oktober können Sie ihn loswerden, da singen wir das Lied ebenfalls zusammen.
Auch unser Monatsspruch für den Monat Oktober spricht von dem Weg von der Theorie zur Praxis. Das Wort Gottes zu hören ist das eine, aber es zu tun, offenbart Gott in unserer Mitte auf vielfältige Weise. „Täter des Wortes“ zu sein finde ich eine interessante Formulierung. Hier wird nicht bloß davon gesprochen, Gutes zu tun. Dahinter steckt viel mehr. Der Autor beschreibt hier eine Haltung der mutigen Wahrhaftigkeit. Wer das Wort Gottes aufnimmt, der darf und soll ihm mit seinem Leben auch Gestalt verleihen. Das Christentum ist ja kein Geheimnis. Es darf sich zeigen. Auch durch uns. Wo immer wir Liebe leben, gegen Ungerechtigkeit und Gewalt unsere Stimme erheben und uns wie Jesus Christus einsetzen für alle, die dabei sind, die Hoffnung zu verlieren, schaffen wir dem Wort Gottes Raum auf dieser Erde. Manchmal frage ich Menschen in unseren Kirchengemeinden, warum sie sich ehrenamtlich einsetzen: in der Münsterauskunft, in der Vesperkirche, beim Verteilen der Gemeindebriefe, in der Kinderkirche, in unserer gemeinsamen Seniorenarbeit und an vielen weiteren Stellen. Ganz oft bekomme ich zur Antwort: Das, was ich gebe, ist wenig, gegen das, was ich dadurch an positiver Resonanz zurückbekomme. Auch der Schreiber unseres Jakobusbriefes weiß darum: Wenn wir uns verschenken, mit unserem kleinen Sein und unseren Talenten, entsteht ein großer Schatz, der auch uns selbst bereichert und Gottes Gegenwart aufleuchten lässt in dieser Welt.
Ich wünsche Ihnen frohe Herbsttage, mutige Schritte in die Zukunft als Täter*
innen des Wortes Gottes und natürlich: Gottes reichen Schutz und Segen.
Es grüßt Sie herzlich, Ihre Pfarrerin Stephanie Ginsbach